Fachtag 2017: Landlust – Theater in regionalen Zusammenhängen

Fachtag
17. Juni 2017 | 10:00
Alte Münze, Molkenmarkt 2, 10179 Berlin

Fachtag 2017: Landlust – Theater in regionalen Zusammenhängen

Programm

9:30 Uhr Einlass

10:00 Uhr Begrüßung durch den LAFT Vorstand

10:15 Uhr
Katja Lebelt (Brandenburger Theater)
"Von der Gründung eines Theaterfestivals und den Folgen in einem Dorf mit 160 Einwohner*innen“
Nach 15 Jahren Theaterarbeit als freie Bühnen- und Kostümbildnerin und einer Arbeitsfrequenz von bis zu 11 Produktionen im Jahr, verlässt Katja Lebelt das Grosstadtleben und zieht nach Brandenburg in ein kleines Dorf. Dort gründet sie auf dem 300 Jahre alten Lehnschulzenhof einen landwirtschaftlichen Betrieb und züchtet Pferde.
Aber das Theater hält auch dort wieder Einzug und nimmt immer mehr Raum auf dem Hof ein - die "LehnschulzenHofbühne Viesen" entsteht und der "Viesener Theaterfrühling" erprobt Theaterstrukturen auf dem Land mit professionellen Akteure*innen in engem Verbund mit dem ländlichen Umraum. Nach acht Jahren verlässt Katja Lebelt das Festival und wird künstlerische Leiterin des Brandenburger Theaters.
Im Vortrag sollen die Entwicklungsphasen des Festivals, die positiven und negativen Erkenntnisse und das Konzept für das Brandenburger Theater erläutert werden.
Biografie

10:30 Uhr
Kristin Bäßler (TRAFO, Kulturstiftung des Bundes)
„Transformation von Kultureinrichtungen in Kleinstädten und ländlichen Räumen“
Im Rahmen des Programms „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, machen sich verschiedene Kultureinrichtungen wie Theater, Museen und Kulturzentren in kleinen Städten und ländlich geprägten Regionen auf den Weg, sich inhaltlich und strukturell neu aufzustellen. Ihr Ziel ist es, gemeinsam mit den Menschen ihrer Kommune und ihrer Region das Kulturangebot für die Zukunft zu entwickeln. In dem Kurzvortrag werden das TRAFO-Programm sowie die verschiedenen Transformationssätze der beteiligten Einrichtungen, insbesondere der zwei beteiligten Theater, vorgestellt.
Biografie

10:45 Uhr
Franz v. Weizsäcker (GIZ – Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit)

11:00 Uhr
Ralf Lippold (HighTech x Agency)
“Breitband bringt die Kunst auf's Land“
Welche Bedeutung spielt der Zugang zu Internet für die Entwicklung dörflicher und kleinstädtischer Strukturen?
Wie und warum kann Kunst auf dem Land Digitalisierung gebrauchen? Welche Voraussetzungen sind nötig (was steht eventuell dagegen)? Kreative Beispiele aus dem ländlichen (und “semi-ländlichen“) Raum zum Anregen. 

11:15 Uhr
Steffen Klewar (copy & waste)
„Dorfgesellschaft u. Theater“
In Alzey-Dautenheim, einem kleinen Dorf in der Provinz Rheinhessens, kommen seit einigen Jahren im Sommer Theaterschaffende unterschiedlicher Disziplinen zusammen, um gemeinsam mit den Anwohner*innen Theaterproduktionen auf die Beine zu stellen. "Klassische" Stücke werden untersucht und gespielt, die eigentlich im ländlichen Kontext angesiedelt sind, sei es „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist oder Anton Tschechows „Der Kirschgarten“. Anders als in den Stadttheatern der Gegenwart werden sie dabei nicht mit allen Mitteln aktualisiert und an die Stadtgesellschaft herangeführt, sondern es wird der Versuch unternommen, Traditionen von dörflichen Strukturen, die uns prägen, aber im Verschwinden begriffen sind, mittels der Inszenierungen sichtbar und lesbar zu machen - indem die Stücke in die Realität des Dorfes überführt und integriert werden. Man könnte sagen: theatral inszenierte historische Analysen.
Biografie

11:30 Uhr
gemeinsame Kaffeepause

12:00 Uhr
Herbordt/Mohren (Die Institution)
'Das Theater‘ - Was wäre, wenn ein ganzes Dorf inszeniert würde?
Von Oktober 2015 bis Mai 2017 haben Herbordt/Mohren an jedem zweiten Sonntag zu performativen Landpartien nach Michelbach an der Lücke eingeladen. ‚Das Theater‘ nahm die Zuschauer*innen mit auf einen Parcours aus Theater-Installationen. Bespielt wurden leer stehende Räume um den zentralen Dorfplatz - als Archiv, Gästehaus, Kino, Museum und Theater. Das Publikum war eingeladen auf einen Ausflug zwischen Bühne und Alltag, zwischen Bürger*inneninitiative und Kunst. Im Kurzvortrag wird das Projekt und das dazu im Alexander Verlag Berlin erschienene Buch vorgestellt.
Biografie

12:15 Uhr
Karoline Weber (Fonds Neue Länder, Kulturstiftung des Bundes)
„Randlage - oder was das Theater im Dorf macht“
Biografie

12:30 Uhr
Christian Holtzhauer (Kunstfest Weimar)
Bewegtes Land"
Das Reisen – vormals Inbegriff der Begegnung mit dem Anderen – ist zu einer virtuellen Überbrückung von Strecke geworden. Hochtechnisierte Verkehrsmittel verheißen eine schnelle Verbindung, trennen aber die Reisenden vom Land, das sie durchqueren, und von den Menschen, die dort leben. »Bewegtes Land«, ein Projekt des Kunstfests Weimar 2017 mit dem Berliner Künstlerduo Datenstrudel und vielen weiteren Partnern, wagt den gewollt widersprüchlichen Versuch, der Geschwindigkeit zu trotzen. Unter aktiver Beteiligung der ansässigen Bevölkerung verwandelt es die ICE-Strecke Jena – Naumburg für die Dauer eines Wochenendes in eine 30 km lange Bühne und macht die Zugreisenden zum Publikum.
Biografie

12:45 Uhr
Jana Blöchle und Dominik Fornezzi (Blöchle|Fornezzi)
Blöchle und Fornezzi haben im Rahmen einer Künstler*innenresidenz in einem uckermärkischen Plattenbau performativ und hochtechnologisch geforscht: Mit einem elektronischen Gehirninterface gelingt es ihnen Teile der Bühnenmaschinerie durch Gedanken zu steuern. Wie und warum so etwas vielleicht besonders gut in einem abgeschiedenen Plattenbau gelingen kann, beantworten sie in ihrem Vortrag.

13:00 – 15:00 Uhr
Parallele Tischgespräche mit den Referent*innen bei einer gemeinsamen Brotzeit
In vertiefenden Gesprächsrunden können Ideen und Umsetzung der Teilnehmer*innen untereinander, aber auch mit den Vertreter*innen fördernder Institutionen und den Referent*innen ausgetauscht, diskutiert und geschärft werden.