FAQ Touring

FAQ Touring

Touring für Einsteiger*innen: Wichtige Fragen für den Start

Mit dem FAQ-Bereich zum Thema Touring möchten wir euch das gesammelte Wissen aus dem Performing Arts Programm Berlin und dessen Netzwerken zugänglich machen. Als Touring Office erreichen uns regelmäßig Anfragen zu Distributionsmöglichkeiten aus dem Ausland, aber auch Anfragen von Künstler*innen und Gruppen aus Berlin, die ihre Arbeiten (inter)national touren möchten. Die häufigsten Fragen aus beiden Perspektiven haben wir hier zusammengestellt.

Da sich die Berliner Szene der freien darstellenden Künste in permanentem Wandel befindet, können und wollen wir mit den hier präsentierten häufigsten Fragen und deren Beantwortung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Die FAQ´s werden daher sukzessive in Absprache mit anderen Institutionen und Expert*innen der Berliner Szene erweitert. Für Fragen und Feedback stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung!


Für die Hilfe bei der Erstellung des Fragenkatalogs möchten wir uns herzlich bei Catherine Launay und Sigrid Hilmer bedanken!
 

Fragenkatalog

Touring im In- und Ausland kann die Reichweite von Produktionen der freien darstellenden Künste maßgeblich erhöhen. Gleichzeitig verändert sich die Arbeit mit jedem Ort, an dem sie gezeigt oder weiterentwickelt wird. Lokale Spezifika wie historische Prozesse und signifikante Diskurse führen zur Herausbildung eigenständiger performativer Praxen. Der Erfolg einer im deutschsprachigen Raum entwickelten/gezeigten Produktion ist nicht unmittelbar auf andere Szenen übertragbar. Zunächst gilt es also, einige generelle Fragen zu beantworten:

  • Warum sollte genau diese Produktion an einem anderen Ort gezeigt werden und an welchem?
  • Habe ich/haben wir ausreichend Kapazitäten, mich/uns auf den anderen Kontext einzulassen und besteht die Bereitschaft, ggfs. Änderungen an der Produktion vorzunehmen?
  • Wie klar ist das Profil der Produktion bzw. des*der Künstler*in/Gruppe?

Für die Planung weiterer Schritte und die Inanspruchnahme von Beratungsangeboten sind ein klares Selbstverständnis und eine durchdachte Strategie sehr hilfreich. Das bedeutet nicht, dass ihr eine fertig ausformulierte Strategie haben müsst, bevor ihr Beratungen in Anspruch nehmen könnt. Die oben aufgeführten Fragen können euch aber dabei helfen, euch über euer Profil und eure Ziele klarer zu werden – und das kann den Erfolg von Beratungsangeboten enorm steigern.

 

Internationale Partnerschaften können auf unterschiedlichste Weise entstehen. Dennoch gibt es einige universale Handlungsempfehlungen für die Aufnahme und Pflege von Verbindungen zu anderen Szenen:

Sollten (noch) keine Verbindungen in die gewünschte Szene bestehen, ist es sinnvoll, sich zunächst einen Überblick über Ausschreibungen für Festivalbeteiligungen oder Residenzen zu verschaffen. Die direkte Ansprache von Spielstätten ist ungemein leichter, wenn schon erste Arbeiten vor Ort gezeigt wurden und Vertreter*innen von ortsansässigen Spielstätten zu Vorstellungen eingeladen werden konnten. Zudem gibt es Austauschprogramme diverser Institutionen, die einen ersten Kontakt zwischen verschiedenen lokalen Kunstszenen fördern, indem sie beispielsweise den Besuch von Festivals finanziell unterstützen.

Eine Auflistung der uns bekannten Programme haben wir unter Förderprogramme und Austauschformate zusammengestellt.   

Für Künstler*innen, die Produktionen nach Berlin bringen möchten, ist das Abonnieren des LAFT-Newsletters empfehlenswert. Der Newsletter informiert in regelmäßigen Abständen über aktuelle Ausschreibungen und Antragsfristen für öffentliche Förderungen sowie über branchenrelevante Veranstaltungen und Informationen. Für Künstler*innen aus der Berliner Szene ist es ratsam, Initiativen und Organisationen für die freie Szene vor Ort zu recherchieren und mit ihnen in Kontakt zu treten.

Sobald ein lokales Netzwerk besteht bzw. die direkte Ansprache von Spielstätten oder Koproduktionspartner*innen begonnen werden kann, sind aussagekräftiges Promotionsmaterial und eine gut aufgestellte Online-Präsenz wichtige Faktoren. Eine klare Differenzierung zwischen Presse- und Promotionsmaterial sowie qualitativ hochwertiges Videomaterial und eine mehrsprachig zugängliche Website sind hierbei ausschlaggebend. Außerdem zeigt die Erfahrung, dass es sinnvoll ist, Zeit in gute und persönliche Anschreiben zu investieren. Eine Auswahl von fünf bis zehn ihrer inhaltlichen Ausrichtung nach passenden Spielstätten oder Partnerinstitutionen persönlich zu kontaktieren ist besser, als dieselbe allgemeine Anfrage an dreißig Adressen zu schicken.

Für die Berliner Szene gesprochen: ja und nein. Es gibt Produktionsbüros, die mit Künstler*innen zusammenarbeiten, deren Produktionen international touren. Das Tanzbüro Berlin bietet auf deren Website zum Beispiel eine Suchfunktion für Produktion, Presse und andere wichtige Services. Diese Kollaborationen sind aber zumeist das Ergebnis einer langfristigen Entwicklung. Die ersten Schritte hin zu internationalen Kooperationen erfordern also ein proaktives und eigenständiges Engagement der jeweiligen Künstler*innen oder Gruppen.

Breitgefächerte Beratungsangebote verschiedener Institutionen können in dieser Phase sinnvolle Unterstützung bieten. So gibt es beispielsweise im Rahmen des Performing Arts Programms sowohl Einzelberatungen als auch Workshop-Formate, die (inter)nationales Touring in den Fokus rücken. Das Informationsportal Touring Artists bündelt online eine umfassende Übersicht zu Fragen des internationalen künstlerischen Arbeitens und bietet in begrenztem Umfang auch individuelle Beratung an.

Die genauen Details einer Kooperation hängen von den jeweiligen Partner*innen bzw. Institutionen ab. Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage ist daher außerordentlich schwierig. Einige generelle Hinweise sollten aber beachtet werden – vor allem beim Aufsetzen oder Prüfen von Kooperationsverträgen:
 

  • Was ist in den vereinbarten Honoraren enthalten und berücksichtigen sie die lokal üblichen Tagessätze und Honoraruntergrenzen?
  • Wurde eine Pauschale für den erhöhten Planungsaufwand für alle Beteiligten festgehalten?
  • Wer übernimmt welche Versicherungen? Bzw. welcher Versicherungsschutz ist bereits über den*die Künstler*in/Gruppe abgedeckt und gilt dieser auch im Ausland? Zu berücksichtigen sind hier insbesondere Krankenversicherung und Unfallschutz.
  • Wer kümmert sich um Tantieme bzw. weitere Nutzungsrechte wie z.B. GEMA oder Verlagsrechte? Oft wird dies über den*die Veranstalter*in abgedeckt, aber eine frühzeitige Klärung ist dennoch ratsam.
  • Wird für das Gastspiel ein Visum benötigt und wenn ja, wie muss es beantragt werden? Wer finanziert es? Die Kosten für Visa können als Teil der Reisekosten veranschlagt werden, dies sollte aber in Absprache mit den beteiligten Parteien geschehen. Zudem sollten ausreichend Zeit für die Beantragung veranschlagt und ein Alternativplan bei einer Ablehnung mitgedacht werden.
  • Wie sprachbasiert ist die Produktion und welche Aufgaben entstehen in einem internationalen Kontext daraus? Hierbei müssen nicht nur Kosten und Aufwand einer Übersetzung sowie das Erstellen und Fahren von Übertiteln bedacht werden. Ebenso erfordern die technische Einrichtung und zusätzliche Probenzeit frühzeitige Planung.
  • Wer hat welche Steuern zu zahlen? Eine klar definierte Aufschlüsselung im Vertrag ist sinnvoll.


Auf der Onlineplattform Touring Artists gibt es zahlreiche Musterverträge, die bei der individuellen Vertragserstellung eine hilfreiche Unterstützung sind. Für Steuerfragen sind sowohl das Ultimate Cookbook for Cultural Managers von Pearle sowie die Hinweise zu Auslandsgeschäften auf der Website der Rechtsanwältin Sonja Laaser nützliche Wegweiser.

Obwohl diese Frage berechtigterweise oft gestellt wird, ist sie – ähnlich wie die Frage zu allgemeinen Hinweisen in Bezug auf die Organisation eines internationalen Gastspiels – so gut wie unmöglich auf allgemeingültiger Ebene zu beantworten.

Welche der beteiligten Parteien konkrete Kosten eines Gastspiels übernimmt, ist für die Erstellung eines Budgets wesentlich. Die zuvor aufgezählten allgemeinen Hinweise können hier eine einschlägige Orientierung bieten. In Berlin gibt es bisher vergleichsweise wenig Gastspielmanager*innen oder Produktionsbüros, die Künstler*innen und Gruppen in der Distribution ihrer Arbeit unterstützen. Dies hängt zum einen von Förderstrukturen ab (beispielsweise gibt es momentan noch keine dezidierten Fördermittel für Management in den freien darstellenden Künsten), zum anderen von der Budgetplanung der Künstler*innen und Gruppen selbst. Je öfter in Budgets für internationale Gastspiele freie Manager*innen mitgedacht und berechnet werden, desto attraktiver könnte die Aufgabe für viele Akteur*innen der Szene mit entsprechender Expertise werden.