Common pARTs – ein Fachtag zu künstlerischer Community-Arbeit
Common pARTs – ein Fachtag zu künstlerischer Community-Arbeit
Was hieße es, an einer (freien) Kunst zu arbeiten, die Vermittlung schafft, und an einer Vermittlung, die (freie) Kunst ist? Lassen sich Produktionspraktiken, die ihre Publika nicht (vornehmlich) als Besucher*innen oder Konsument*innen adressieren, sondern etwa als Nachbar*innen oder Kooperationspartner*innen, mit dem Begriff der künstlerischen Community-Arbeit beschreiben? Welche konkreten Formate unterlaufen dergestalt längst die Unterscheidung zwischen der Kunst und ihrer Vermittlung, wie wird in unterschiedlichen künstlerischen Produktionskontexten aktuell experimentiert und wo hören wir Zukunftsmusik?
Beim Fachtag in Kooperation mit der Neuköllner Oper wollen wir uns einem Thema widmen, das wir als Performing Arts Programm Berlin u. a. mit den Publikumsformaten von Theaterscoutings Berlin, den Freie Szene Tagen der darstellenden Künste Berlin und den Community- und Kiezprojekten schon praktisch erproben: Unterschiedlichen Spielarten des Dialogs und der greifbaren Zusammenarbeit zwischen künstlerischen Produktionskontexten, diversen Publika und weiteren gesellschaftlichen Akteur*innen.
Mit Expert*innen aus der Praxis der (freien) darstellenden Künste und verwandten Feldern, Kulturverwaltung und -politik wollen wir Good-Practice-Beispiele gelingender Community-Arbeit teilen und reflektieren: Von Outreach-Maßnahmen wie künstlerischen Interventionen in der Nachbarschaft über Mitmachangebote wie Spielclubs und entsprechende Produktionen sowie diverse Workshop-Formate bis hin zur Übergabe von Ressourcen wie Räumen an Communities und zu deren aktiver Verantwortung in der Programmgestaltung.
Damit einhergehend wollen wir nach den Potenzialen einer aktiven kulturellen Teilhabe unterschiedlicher Anspruchsgruppen sowohl mit Blick auf Produktionsprozesse als auch Aspekte des Gemeinwohls genauso fragen wie nach den praktischen Tücken in der Umsetzung, nach den damit einhergehenden institutionellen Transformationen und den Gelingensbedingungen einer entsprechenden künstlerischen Vermittlungs- und Community-Arbeit.
Der Fachtag beginnt am Nachmittag und führt über Impulse, offene Gesprächsformate und vertiefende praxisorientierte Workshops hin zu einem gemeinsamen Austausch am Abend. Er richtet sich insbesondere an Produzent*innen, Vermittler*innen sowie an Künstler*innen und weitere Akteur*innen der Freien Szene.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem Performing Arts Programm Berlin und der Neuköllner Oper.
Barrierefreiheit
Sprache
Für einzelne Formate ist eine Simultandolmetschung vorgesehen. Für einzelne Werkstatt- und Austauschformate (16:00 bis 18:00 Uhr) ist eine Flüsterübersetzung ins Englische vorgesehen. Im Anmeldeformular besteht die Möglichkeit, auf entsprechende Sprachbedarfe hinzuweisen.
Räumliche Barrierefreiheit
Die Veranstaltung findet in der Neuköllner Oper, Karl-Marx-Straße 131/133, 12043 Berlin, statt. Der Saal, in dem der Anfangs- und Schlussteil der Veranstaltung stattfindet (13:30 bis 15:30 sowie 19:00 bis 20:30 Uhr), befindet sich im dritten Stock. Der Saal selbst ist barrierefrei gestaltet. Eine barrierefreie Toilette befindet sich auf derselben Etage. Der Zugang zum Saal erfolgt über den Bühnenaufzug, dessen Nutzung mit Unterstützung durch das Hauspersonal möglich ist. Die Räume der Nachmittagsformate (16:00 bis 19:00 Uhr) sind mehrheitlich nicht barrierefrei zugänglich. Bitte weisen Sie bei der Anmeldung auf Barrierefreiheitsbedarfe hin, damit wir gemeinsam nach einer passenden Lösung suchen können.
Programm
13:00 Uhr
Akkreditierung
13:30 bis 15:30 Uhr
Begrüßung und Einführung
In deutscher und englischer Lautsprache, Simultandolmetschung vorgesehen
Mit Dr. Rainer Simon (Neuköllner Oper), Florian Hohnhorst und Linus Lutz (Performing Arts Programm Berlin)
Field Reports – Impulsvorträge aus der Praxis
Moderation: Alisa Tretau (Regisseurin, Autorin, Vermittlerin)
Mit Dr. John McGrath (Factory International, Aviva Studios, Manchester), Marianna Sonneck (Club Real), Anne Wiederhold-Daryanavard (Brunnenpassage, Wien)
In kurzen Impulsen geben Künstler*innen, Produzent*innen und Institutionen aus Berlin, Deutschland und Europa Einblick in ihre Arbeit an den Schnittstellen von Kunst, Vermittlung und Community-Arbeit. Im Fokus stehen dabei unterschiedliche Perspektiven: vom institutionellen Öffnungsprozess über lokale Vernetzungsstrategien bis hin zu experimentellen Formaten der Teilhabe. Die Impulse liefern Schlaglichter, Inspirationen und bestenfalls positive Irritationen als gemeinsame Ausgangspunkte für den weiteren Fachtag.
Nach dem Impuls ist vor dem Kaffee – thematische Tischgespräche
In deutscher und englischer Lautsprache
Die Teilnehmenden kommen direkt mit den Impulsgeber*innen von zuvor ins Gespräch, stellen Fragen, teilen Gedanken. Das Format ist offen: Der Wechsel zwischen Tischen ist erlaubt, Kaffee gibt es (fast) überall. #Cookingupthegoodstuff
15:30 bis 16:00 Uhr
Pause
16:00 bis 18:00 Uhr
Verantwortung, Mitbestimmung, Machtansprüche: Werkstatt zu Community-Arbeit und institutionellen Change-Prozessen
In deutscher und englischer Lautsprache. Wir verstehen Verständigung als gemeinsame Praxis – gegenseitige Unterstützung und Mitgestaltung sind ausdrücklich erwünscht.
Leitung: Chang Nai Wen (Regisseurin, Produzentin)
Mit Bassam Dawood (Geschichtenerzähler, Schauspieler, Theaterregisseur), Lisa Sarachmann (Stiftung Stadtmuseum Berlin, angefragt) N.N. (Theater Rampe, Stuttgart, angefragt)
Ernstgemeinte Partizipationsmodelle sind weit mehr als das neueste Lametta aus dem Zauberhut des Audience Development und versprechen wahrnehmbaren gesellschaftlichen Impact und künstlerische Innovation. Gleichzeitig stellen dafür notwendige Change-Prozesse gewachsene Strukturen mit eher tradierter Programmarbeit vor Herausforderungen. In der Werkstatt nähern wir uns der Frage, wie Institutionen auf struktureller und organisatorischer Ebene auf partizipative Ansprüche reagieren können – sei es über Öffnungsprozesse, neue Gremien, Ko-Kreation, Ko-Kuration, geteilte Verantwortung oder Ressourcenverlagerung. Welche Hürden begegnen dabei Programmteams? Welche Strategien, Tools oder Modelle haben sich bewährt? Wo kracht’s – und wo beginnt’s zu funkeln? Offen für alle, empfohlen für Leitungsebenen.
Anmeldung erbeten, siehe Anmeldeformular unten.
16:00 bis 18:00 Uhr
Werkstatt zu partizipativen Performing Arts für Produzent*innen
In deutscher Lautsprache. Beiträge in englischer Lautsprache sind willkommen. Flüsterübersetzung ins Englische nach Bedarf vorgesehen. Wir verstehen Verständigung als gemeinsame Praxis – gegenseitige Unterstützung und Mitgestaltung sind ausdrücklich erwünscht.
Leitung: Eva Hartmann (Coachin, Mentorin, Moderatorin, Mediatorin, Dozentin, Produzentin)
Mit Christina Runge (Dramaturgin, Produzentin), Christopher Utpadel (edugrapes/Studio für künstlerisches & transkulturelles Lernen)
Viele künstlerische Produktionen entstehen in Zusammenarbeit mit nicht-professionellen Mitwirkenden, Communities oder lokalen Gruppen und bringen als solche spezifische Anforderungen mit sich. Die Werkstatt richtet sich insbesondere an Produzent*innen, Produktionsleitungen und weitere Akteur*innen mit Interesse an der konkreten künstlerischen Projektarbeit und partizipativen Produktionskontexten mit diversen (scheinbar) nicht-professionellen Zielgruppen. Im Zentrum steht der Austausch über die konkreten Rahmenbedingungen, unter denen solche Projekte gelingen: Welche Ressourcen – Zeit, Räume, Honorarmodelle, Teamrollen – braucht es, um vom Konzept in die konkrete Umsetzung zu kommen? Was sind zwingende Vorbedingungen, was erfahrungsgemäße Herausforderungen? Wie lässt sich mit Unsicherheiten und Aushandlungsprozessen professionell umgehen? Und wie steht es um das Thema Nachhaltigkeit? Psst! Natürlich dürfen auch die ästhetischen Potenziale aufscheinen.
Anmeldung erbeten, siehe Anmeldeformular unten.
16:00 bis 18:00 Uhr
(No) wishful thinking: Desiderateworkshop für Publikumsformate und Vermittlungsarbeit
In deutscher Lautsprache. Beiträge in englischer Lautsprache sind willkommen. Flüsterübersetzung ins Englische nach Bedarf vorgesehen. Wir verstehen Verständigung als gemeinsame Praxis – gegenseitige Unterstützung und Mitgestaltung sind ausdrücklich erwünscht.
Leitung: Ronan Favereau (Künstlerischer Leiter, Schauspieler, Theaterpädagoge)
Wohl in sämtlichen tradierten Kunstformen gibt es heute vielgestaltige Praktiken und Formate der Vermittlung, die veränderte Rezeptions- und Zugangsbedingungen für unterschiedliche Publika ermöglichen. Im Feld der (freien) darstellenden Künste reichen die Angebote von Einführungen und Publikumsgesprächen über experimentelle Vermittlungsformate bis hin zu spielplanunabhängigen Angeboten wie Blicken hinter die Kulissen, themenspezifischen Workshops oder dezidiert offenen Publikumsformaten wie Partys und Mitmachaktionen. Der Workshop bietet Vermittler*innen Gelegenheit, zentrale Bedarfe für die Fortentwicklung ihrer Arbeitsfelder, Projekte und Expertise zu erarbeiten. Welche Publikumsformate sind perspektivisch auszubauen oder neu zu erproben? Welche Spielräume und Kooperationsformen sind dafür seitens der Produktionsorte nötig? Was wären sinnvolle Maßnahmen zur Weiterbildung oder zum Netzwerkaufbau?
Anmeldung erbeten, siehe Anmeldeformular unten.
16:00 bis 18:00 Uhr
Outside the Performance-Box: Austausch- und Vernetzungsformat zu Community-Arbeit in benachbarten Feldern
In deutscher Lautsprache. Beiträge in englischer Lautsprache sind willkommen. Flüsterübersetzung ins Englische nach Bedarf vorgesehen. Wir verstehen Verständigung als gemeinsame Praxis – gegenseitige Unterstützung und Mitgestaltung sind ausdrücklich erwünscht.
Leitung: Caroline Galvis (Theatermacherin, Schauspielerin, Moderatorin)
Mit João Eduardo Albertini (Spore Initiative), Helene Böhm & Franziska Hupke (GESOBAU AG, Sozial- & Quartiersmanagement), Anika Göbel & Dr. Piotr van Gielle Ruppe (VskA Berlin - Verband für sozial-kulturelle Arbeit e.V. – Landesverband Berlin), Leyla Ibrahimova (Landesfreiwilligenagentur Berlin e.V.), Olivia Hyunsin Kim & Dina Nurpeissova (PSR Kollektiv), Armin Massing (Berlin Global Village), Andreas Scherffig (Marinehaus, Stiftung Stadtmuseum Berlin), Trang Trần (Berlin Mondiale), Sarah Waterfeld (Union für Cultural Commons Berlin), u. a.
In diversen Kontexten – von Bibliotheken über Stadtteilzentren bis hin zu zivilgesellschaftlichen Initiativen – werden in Berlin unterschiedliche Formen der Beteiligung und Kooperation, des kulturellen Austauschs und der sozialräumlichen Verankerung erprobt und umgesetzt. Ein Markt der Möglichkeiten bietet Gelegenheit, Akteur*innen aus diesen Kontexten, ihre Projekte und Arbeitsweisen kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen: über gemeinsame Erfahrungen, Unterschiede und mögliche Allianzen mit der Freien Szene. Ziel ist es, im Gespräch Perspektiven auf Community-orientierte und Community-basierte Arbeit als Querschnittsthema gemeinwohlorientierter Akteur*innen zu eröffnen. Jenseits vermeintlich klassischer Produktionslogiken und mit Blick auf strukturelle Synergien, methodischen Austausch sowie potenzielle Kooperationen.
Offenes Format, keine gesonderte Anmeldung nötig.
18:00 bis 19:00 Uhr
Pause und Buffet
19:00 bis 20:30 Uhr
Same new, same new? Perspektiven auf eine Community-orientierte Kunst und Kultur der Performing Arts
In deutscher und englischer Lautsprache, Simultandolmetschung vorgesehen
Moderation: Alisa Tretau (Regisseurin, Autorin, Vermittlerin)
Impulsvortrag: Prof. a.D. Dr. Hanne Seitz
Panel mit Babak Dehkordy (Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, angefragt), Anica Happich (Neuköllner Oper, Kulturarbeiterin), Olivia Hyunsin Kim (Choreografin, Regisseurin, Kuratorin), Dr. John McGrath (Factory International, Aviva Studios, Manchester), Franziska Münz (kultur_formen, angefragt)
Zum Abschluss des Fachtags erweitern wir die gemeinsam erarbeiteten praktischen Perspektiven um theoretische und kulturpolitische Grundsatzfragen. Als Auftakt beleuchtet ein Impulsvortrag strukturelle, politische und ästhetische Dimensionen von Begriffen wie „Community“, „Teilhabe“, „Vermittlung“ und „Partizipation“. Wie lässt sich ihr Verhältnis zueinander mit Blick auf ihre gelebte Praxis in den darstellenden Künsten beschreiben? Anschließend diskutieren Gäste aus Kulturverwaltung und -politik, Förderung, Freier Szene und verwandten Bereichen über die gesellschaftlichen Potenziale künstlerischer Community-Arbeit, über dafür notwendige Fortentwicklungen in Programmgestaltung und Förderung sowie über mögliche Zielkonflikte einer dezidiert gemeinwohlorientierten Kulturproduktion.