Community- und Kiezprojekte
Community- und Kiezprojekte
Seit 2024 unterstützt das Performing Arts Programm Berlin Community- und Kiezprojekte, mit dem Ziel, die Verbindung zwischen der Freien Szene und ihrem Publikum nachhaltig zu stärken. Berliner Spielstätten, Künstler*innen sowie soziokulturelle Strukturen entwickeln dabei vielfältige Ansätze, um neue Brücken in die Stadtgesellschaft zu schlagen – mit Formaten, die auf aktiver Teilhabe basieren und den Austausch zwischen den vielfältigen Communities fördern.
Neue Publikumsgruppen mitzudenken und aktiv zu erreichen, gehört für die Freie Szene schon lange zur täglichen Arbeit. Community Building stärker in den Fokus zu rücken, ist dafür ein wichtiger Ansatz: Gerade freie Spielstätten können dabei flexibel agieren und so engere Beziehungen zu ihren Kiezen und zur Stadtgesellschaft im direkten Umfeld aufbauen. Die damit verbundenen Outreach-Ansätze sind nicht nur bedeutsam für die Publikumsentwicklung, sondern unterstreichen das Wesen der Theater an sich – als Dritte Orte, an denen gesellschaftliche Teilhabe stattfindet.
Für die Community- und Kiezprojekte des Performing Arts Programms Berlin wurde 2024 ein Open Call veröffentlicht, der auf große Resonanz stieß. Aus zahlreichen überzeugenden Einreichungen wählte eine Jury – bestehend aus Leyla Ercan (freie Kulturmangerin & -beraterin, Referentin und Lehrbeaufrragte), Ronan Favereau (freier Schauspieler, Theaterpädagoge und Produzent) und dem Team des PAP Berlin fünf Projekte aus, die anschließend erstmals realisiert wurden.
Mit Blick auf den langfristigen Beziehungsaufbau zu einzelnen Communities und zum Publikum im Kiez wurden diese Projekte 2025 erneut unterstützt und um fünf weitere Projekte aus dem gleichen Call ergänzt.
Die unterstützten Projekte im Überblick:
Ein Kulturprojekt für mehr Teilhabe am zeitgenössischen Circus
Juli 2025
Tageszentren der Lebenshilfe / Berlin Circus Festival
Mit „TADAs“ begeistert das Berlin Circus Festival gemeinsam mit der Lebenshilfe Berlin neue Zielgruppen für den zeitgenössischen Circus. Ziel ist es, Menschen mit erschwertem Zugang zu Kultur eine niedrigschwellige Teilhabe zu ermöglichen.
Dies erfolgte 2025 durch drei Formate: An zwei Tagen wurde das Stück „Natures Mortes“ im Tageszentrum der Lebenshilfe Mitte gezeigt, anschließend fanden Publikumsgespräche statt. Das Publikum waren Klient*innen der Tageszentren Mitte, Spandau und Neukölln sowie Bewohner*innen der Wohnstätte am Standort Mitte. Ein Teil der Zuschauenden nahm anschließend an einem dreitägigen Workshop teil und erhielt beim Festivalaufbau durch aktive Mitarbeit Einblicke hinter die Kulissen. Außerdem fand ein gemeinsamer Festivalbesuch inkl. Führung und Publikumsgespräch statt.
Weitere Informationen:
www.berlin-circus-festival.de/
Kurzperformances, Erkundungsreisen & Maskenworkshops in der Organismendemokratie
Juli – Oktober 2025
Organismendemokratie (Außenspielstätte des Ballhaus Ost)
Seit 2019 gibt es die Organismendemokratie Berlin Osloer Straße, seit 2024 ist sie auch als Außenspielstätte des Ballhaus Ost in Betrieb. Im Rahmen der hier entwickelten ökologisch-künstlerischen Praxis begegnen Menschen aus dem Kiez, Schüler*innen und Studierende, Theaterpublikum und internationale Gäste den hier ansässigen Lebewesen (derzeit über 400 erfasste Spezies). Die Offene Praxis I lädt immer donnerstags in den verwilderten Wald der Organismendemokratie ein. Für Kinder gibt es Kurzperformances, Erkundungsreisen durch das Staatsgebiet und einen Maskenworkshop. Für junge Erwachsene gibt es Rumhängen mit Snacks und Masken. Hierfür bietet Club Real seinen Masken- und Kostümfundus an. So können in einem offenen Raum spontane Ideen entstehen – zum Beispiel eine Spontanperformance wie „Als Blattlaus zum Späti“. Beide Formate sind offen sowie für Kitas und Schulen kostenfrei buchbar.
Weitere Informationen:
www.organismendemokratie.org/wo/berlin-osloer-str/
Ein Teilhabeprojekt für Senior:innen aus Pflegeeinrichtungen
September bis Oktober 2024 & Juli 2025
Caritas-Seniorenzentrum Sankt Johannes Berlin / Pflege und Wohnen Johannastift
„Dance on Partizipation" besucht gemeinsam mit Bewohner*innen aus Seniorenheimen Theater, um zusammen live Tanz zu erleben. In Workshops im Vorfeld des Theaterbesuchs wird gemeinsam getanzt, sich ausgetauscht und Wissen über das Theater vermittelt. Nach dem Besuch findet eine gemeinsame Reflexion des Gesehenen statt. Auf diese Weise wird die kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe älterer, pflegebedürftiger Menschen gestärkt, und deren Sichtbarkeit in der Kulturlandschaft erhöht.
Weitere Informationen:
www.dance-on.net/partizipation/kulturelle-teilhabe-in-der-pflege/
Generationsübergreifende Tanzworkshops im Kleingarten
Juli bis September 2024 & Mai bis Juli 2025
BIOTOPIA Außenbühne in der Kleingartenanlage Biesenhorst II in Karlshorst
„Dirty Daisy" bieten generationsübergreifende Tanzworkshops an, durch die sich die Gärtner*innenschaft besser kennenlernen und vernetzen kann. Es entstehen Akzeptanz und gegenseitiges Verständnis, und ein Lernen zwischen den Generationen wird angeregt. Über biografisches Arbeiten (Interviewformate) und spielerisch theatrales Gestalten werden Geschichten lebendig. Der Kleingarten dient als theatraler Raum, eine Außenbühne für Groß und Klein.
Weitere Informationen:
www.dirtydaisy.wixsite.com/biotopia
Kulturelle Bildung im öffentlichen Raum und gesellschaftliches Engagement
Juli bis Oktober 2025
Rund um das FELD Theater für junges Publikum
„Bicicleta Manifesta“ vom Atelier SER verbindet Kunst und kulturelle Bildung im öffentlichen Raum mit gesellschaftlichem Engagement. An mehreren Orten rund um das FELD Theater können Menschen jeden Alters die mobile Siebdruckwerkstatt des Atelier SER Poster gestalten. Dabei setzen sie sich mit einem gesellschaftlichen relevanten Thema auseinander, tauschen Gedanken aus und wählen eigene Worte, Sätze oder Sprüche, die sie anschließend per Hand auf ihre Plakate schreiben. So entstehen individuelle und vielstimmige Druckwerke, die das gewählte Thema sichtbar machen und gleichzeitig die kulturelle Teilhabe sowie die Bedeutung des FELD Theaters in der Kulturlandschaft unterstreichen. Die mobile Druckwerkstatt – aufgebaut auf einem Fahrrad – dient dabei nicht nur der kreativen Vermittlung von Siebdruck als künstlerischem Handwerk, sondern auch als Ort der Begegnung und des Austauschs.
Weitere Informationen:
www.jungesfeld.de/
Bewegungsworkshops für Menschen mit psychiatrischen Erfahrungen
Oktober bis Dezember 2024 & Juli bis Oktober 2025
Kontakt- und Beratungsstelle (KBS) KommRum e.V. in Friedrichshain
„Tanz und Humor: Begegnung in Bewegung“ richtet sich an Menschen mit psychiatrischen Erfahrungen und psychischen Beeinträchtigungen sowie Interessierte aus der Nachbarschaft. In einem niedrigschwelligen Workshop-Setting wird durch Improvisation und humorvolle Bewegung der Zugang zum Tanz vermittelt. Ziel ist es, Kreativität und Lebensfreude zu fördern – ergänzt durch gemeinsame Theaterbesuche, die einen Einblick in die zeitgenössisch darstellenden Künste bieten.
Weitere Informationen:
www.kommrum.de/de/kontakt-und-beratungsstellen/friedrichshain/veranstaltungen-friedrichshain/
Bewegungs- & Tanz-Gatherings in der Tanzfabrik Kreuzberg
Oktober bis Dezember 2025
Tanzfabrik Kreuzberg
Ein niedrigschwelliges Workshopangebot für alle, die Lust haben, Tanzen zu lernen und sich freier auszudrücken: In zweistündigen Bewegungs- und Tanztreffen erkunden die Teilnehmer*innen, wie sie sich fühlen und wie sie sich bewegen möchten oder können. Es gibt keine Choreografien oder Schritte zu erlernen oder nachzuahmen. Stattdessen begleiten einfache, leicht umsetzbare Übungen die Teilnehmenden dabei, ihre individuellen Fähigkeiten und ihren Ausdruck zu entfalten. Jede Session ist kostenlos, einzigartig und wird von einer sorgfältig kuratierten Musikauswahl unterstützt. Geleitet wird das Angebot von Ahia Kamanan, einer in Berlin lebenden Künstlerin mit Erfahrung in westafrikanischen Tänzen und pädagogischen Ansätzen. Das Angebot möchte insbesondere Menschen ansprechen, die bisher wenig oder keinen Zugang zu Tanz hatten – und gleichzeitig die Verbindung der Teilnehmer*innen zur Tanzfabrik Berlin stärken.
Weitere Informationen:
www.caml-k.com/
Partizipatives Community-Projekt für trans*, genderdiverse und queer positionierte Menschen (INTA+)
September & November 2025
Berliner Ringtheater
„Trans/generations" ist ein partizipatives Community-Projekt, das trans*, genderdiverse und queer positionierte Menschen (INTA+) in den Mittelpunkt stellt und gezielt zur aktiven Mitgestaltung einlädt. In einer vierteiligen Workshop-Reihe im Berliner Ringtheater setzen sich die Künstler*innen elena rose light, Cristina Leoni-Osion und Jäckie Rydz gemeinsam mit den Teilnehmer*innen mit dem Thema Transition auseinander – ausgehend von einem Orakelkartenset mit vielfältigen menschlichen und nicht-menschlichen trans Held*innen und durch Methoden wie Bewegung, Meditation, Ritual, Zeichnung und Schreiben. Trans/generations stärkt so nicht nur die Sichtbarkeit trans* und queerer Perspektiven, sondern schafft auch niedrigschwellige Zugänge zum Theater und baut neue, diverse Publikumsbeziehungen für das Berliner Ringtheater auf.
Weitere Informationen:
www.berlinerringtheater.de/programm/trans-generations/
Hip Hop & Krump Tanzworkshops für Mädchen* und Frauen* von 7 bis 21 Jahren
August bis Dezember 2024 & August bis November 2025
Schilleria Mädchen*Treff (MaDonna Mädchenkult.Ur e.V.)
Das Community- & Kiezprojekt „Was bewegt Dich?“ richtet sich an Mädchen* und Frauen* im Alter von 7-21 Jahren aus Berlin Neukölln. Im Schilleria Mädchen*Treff finden kostenlose Tanzworkshops mit Krumptänzerin Lucia Marzec statt. Mit dem Schwerpunkt auf den Street Dances Hip-Hop und Krump lernen die Teilnehmer*innen sich kreativ auszudrücken und Gefühle durch Tanz zu verarbeiten – sie erkunden, was sie bewegt. Dabei wird Begeisterung für Bewegung geweckt und es entstehen Impulse für kreatives Arbeiten. Im Anschluss an die Workshops finden gemeinsame Ausflüge zu Tanztheaterstücken statt u. a. der Tanzkomplizen/Junges Tanzhaus Berlin. So lernen die Teilnehmenden Orte für Tanz in ihrem Kiez kennen und sehen, wie professionelle Tänzer*innen auf der Bühne performen.
Weitere Informationen:
www.schilleria.blogspot.com/
Zusammenkommen für einen Austausch mit Crip-bezogenen Themen
Oktober bis Dezember 2024 & Mai bis November 2025
Vierte Welt, Ballhaus Ost und Online
„Dissolving" ist ein regelmäßiges Zusammenkommen für einen Austausch mit Crip-bezogenen Themen. Der Fokus liegt auf neurodivergenten, chronisch kranken und nichtsichtbar Be_hinderten Perspektiven. In einem Relaxed Environment findet ein Austausch über (Access)-Bedürfnisse und crip-spezifische Organisationsweisen und Ästhetiken statt. Dabei wird lustvoll nach neuen Verbindungen und Handlungsmöglichkeiten gesucht. Die Treffen sind eine Mischung aus den akuten Themen der Teilnehmenden und den vorbereiteten Themenschwerpunkten von Juliet Meding und Wanda Dubrau. Alle Menschen, die Interesse haben, sind eingeladen, in der Form teilzunehmen, wie es ihnen möglich ist.
Weitere Informationen:
www.ballhausost.de/dissolving/
Kontakt
Florian Hohnhorst
florian.hohnhorst [at] pap-berlin.de (florian[dot]hohnhorst[at]pap-berlin[dot]de)