Digitale Publika: Das Modell der Zukunft?
Digitale Publika: Das Modell der Zukunft?
Die digitalen darstellenden Künste haben sich in den letzten Jahren rapide weiterentwickelt. Neue Formate wurden erprobt, eigene Tools programmiert, Dramaturgien der Internetkultur angewandt, Netzwerke erweitert und auch neue Publika erreicht. Projekte im digitalen oder hybriden Raum funktionieren überregional und verschiedene Barrieren können zusätzlich abgebaut werden. In performativen gemeinsam erlebten Spielsituationen werden neue Gesellschaftsmodelle auf einzigartige Art und Weise erprobt. Partizipative Digitalprojekte können als gesellschaftliche Laboratorien relevante Fragen auf zugängliche Weise behandeln und dabei Utopien entwerfen.
In diesem vom HAU Hebbel am Ufer und dem Performing Arts Programm gemeinsam kuratierten und organisierten Austausch, möchten wir unser Augenmerk auf das Publikum digitaler Formate richten. In drei Workshops, Netzwerkmöglichkeiten und einer Diskussionsrunde reflektieren wir neue Formen der Interaktion und Teilhabe, fragen uns, wen wir (nicht) erreichen, wie sich Spielpläne und Öffentlichkeitsarbeit durch die Ko-Kreation des Publikums verändern und welche Machtstrukturen in Design-Prozessen verborgen liegen. Wie gestaltet sich die Beziehung zwischen Künstler*innen, Institutionen und diesen neuen Öffentlichkeiten? Und welche Rolle spielen Community Building und die Gamification der darstellenden Künste für ein neues Publikumsverständnis?
Programm
14:00 Uhr
Akkreditierung & Kaffee
14:30 Uhr
Begrüßung und Einblick in das Programm
Mit Susanne Schuster (OutOfTheBox), Sarah Reimann & Lisa Mara Ahrens (HAU Hebbel am Ufer) und Sarah Stührenberg (Performing Arts Programm Berlin)
Das kuratorische Team eröffnet die Veranstaltung und gibt inhaltliche und organisatorische Hinweise für den Tag.
15:00 – 18:00 Uhr / HAU3
Workshop 1: „Interactive Storytelling“
Mit Laura Tontsch ( Theaterregisseurin, Narrative Designerin)
Etwas entscheiden, etwas aktivieren, etwas lösen, etwas antworten – Interactive Storytelling bedeutet in erster Linie, dass Zuhörende und -schauende – also das digitale Publikum – aktiver Teil eines Erlebnisses werden müssen, um die Erzählung voranzubringen oder gar zu beeinflussen. In diesem Workshop schauen wir, welche Punkte des konventionellen Erzählens zu interaktiven Stellschrauben werden könnten und welche Möglichkeiten sich daraus ergeben. Dazu entwickeln und testen wir unsere eigenen kleinen Prototypen.
Laura Tontsch ist Theaterregisseurin und Narrative Designerin. Sie experimentiert mit digitalen Formen des Erzählens. So entstanden interaktive Bühnenperformances, Instagram Games, eine TikTok Oper und zahlreiche Augmented Reality Erlebnisse. Als Narrative Designerin hat sie zuletzt die AR-App des Berliner Ensemble mitentwickelt. https://lauratontsch.com/
Workshop 2: „Was ich schon immer über UX wissen wollte und nie zu fragen wagte“
Mit Susa Lie (UX Designerin, Dozentin)
User Experience Design (UX) bietet neue Herangehensweisen für den Umgang mit Publikum im Kulturbereich. Der Workshop bietet eine kurze Einführung. Wir erkunden kollaboratives Design, erforschen Probleme und Lösungsansätze und beziehen Eure konkreten Erfahrungen anhand von praktischen Übungen mit ein. Kollaborative Methoden erweitern Euer Repertoire und können Euch helfen, neue Wege zu finden, das Publikum zu aktivieren und in den künstlerischen Diskurs einzubeziehen.
Susa Lie ist selbstständige UX Designerin und Dozentin für UX. Ursprünglich aus der Musik kommend, arbeitete sie beim Film, bevor sie Web Designerin wurde. Seit Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich, z.B. bei IchbinkeinVirus, World Usability Day Berlin und Ladies that UX Berlin.
https://susalie.de/
Workshop 3: „Kollektive Virtual Reality Erfahrungen“
Mit Lena Biresch (Spieleprogrammiererin, Virtual Reality Designerin)
Digitale Technologien, Social Media und Games haben die Rollen des Publikums maßgeblich verändert. Häufig werden sie zu Spieler*innen, User*innen, Tester*innen, Ko-Creator*innen und Communities. Virtual Reality nimmt in diesem Wandlungsprozess eine gesonderte Position ein: Als Medium, das in vielen Kontexten als Einzelperson erlebt wird, bietet VR zugleich unzählige Möglichkeiten für immersive und kollektive Erfahrungen in den darstellenden Künsten. Im Workshop werden wir anhand von asymmetrischen VR-Games alternative Umgänge entdecken und gemeinsam ins Spielen und Diskutieren kommen.
Lena Biresch kommt ursprünglich aus dem Theaterbereich und beschäftigt sich seit 2016 mit den neuen immersiven und interaktiven Medien. Seit ihrer Umschulung zur Spieleprogrammiererin arbeitet sie als freie Virtual Reality Experience Designerin an der Schnittstelle von darstellendem Spiel und digitaler Kunst.
https://www.lenabiresch.de/
19:00 Uhr / HAU1
Vortrag und Diskussionsrunde: “Das Publikum als Co-Creator: Gaming, darstellende Künste und neue Formen der Interaktion”
Mit Clara Ehrenwerth (machina ex), Peter Kettner (Auswärtes Amt), Manouchehr Shamsrizi (Game Lab Berlin), Thorsten Wiedemann (A Maze Festival), Sarah Reimann (HAU Hebbel am Ufer) und weiteren Gästen, Moderation: Anja Quickert (Autorin, Dramaturgin, DFG-Forschungsgruppe "Krisengefüge der Künste")
In der Disskusionsrunde schauen wir auf das aktuelle Good Practice-Beispiel für eine neue Publikumseinbindung im Bereich der digitalen-performativen Künste: das Gamedesign. Projekte, die sich durch vielfältige Spielelemente auszeichnen, verstehen das Publikum häufig als Ko-Creator und binden es aktiv ein in Handlungen und Verlauf der künstlerischen Arbeit. Interessierte nehmen durch zahlreiche Testings bereits vor der Premiere Einfluss und lassen ihre diversen Perspektiven partizipativ in das Geschehen einwirken. In einem Impulsvortrag von Manousher Shamsrizi wird zunächst die gesellschaftliche Relevanz dieser besonderen Schnittstelle von Darstellender Kunst und Gaming verdeutlicht. Anschließend besprechen die Autorin und Dramaturgin Clara Ehrenwerth, der Festivalleiter Thorsten Wiedemann, Peter Kettner vom Auswärtigen Amt, HAU4 Kuratorin Sarah Reimann und weitere Gäste das Spannungsfeld zwischen Audience Development und Community Building, den Einfluss des partizipierenden Publikums auf ästhetische Entwicklungen und notwendige Ressourcen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung bestehender und neuer Beziehungen zwischen den digitalen Performing Arts und ihren (neuen) Publika.
Ab 20.30 Uhr Ausklang im CAN
Barrierefreiheit
Die Veranstaltung findet in deutscher Lautsprache statt.
Während der Workshops ist eine Flüsterübersetzung ins Englische nach vorheriger Anfrage möglich. Es können außerdem Fragen auf Englisch gestellt werden.
Informationen zur Barrierefreiheit des HAU Hebbel am Ufer und Kontaktmöglichkeiten rund um mögliche Barrieren sind hier zu finden.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei. Anmeldungen sind aktuell nicht mehr möglich, da die maximale Teilnehmer*innenzahl erreicht ist.
Workshops: HAU Hebbel am Ufer - HAU3, Tempelhofer Ufer 10, 10963 Berlin
Diskussionsrunde: HAU Hebbel am Ufer - HAU1, Stresemannstraße 29, 10963 Berlin